Messung der Auto-Hifi-Anlage
Auch wenn man nur hochwertige Car-Hifi-Komponenten einsetzt, alles sauber verbaut und richtig anschließt, ist das Gesamtergebnis noch weit von der klanglichen Perfektion entfernt. Ganz im Gegenteil, meist hört sich auch die qualitativ beste Anlage eher mittelmäßig an wenn sie nicht abgestimmt wurde. Dies liegt an den fahrzeugspezifischen Gegebenheiten:
  • verwinkelte Räume
  • stark reflektierende Flächen (z.B. Scheiben)
  • schallabsorbierende Flächen (z.B. Polster, Teppiche)
  • räumliche Positionierung der Lautsprecher (unterschiedliche Entfernungen zum Hörer)
Hinzu kommen noch andere Aspekte, wie beispielsweise Phasenprobleme zwischen zwei Lautsprechern. Ein Subwoofer und das Frontsystem können sich gegenseitig auslöschen, ebenso Hoch- und Mitteltöner. Auch die Positionierung der Lautsprecher, kann eine deutliche Klangverbesserung bewirken. So kann ein Hochtöner in der A-Säule als aufdringlich und schrill empfunden werden, in der Tür verbaut aber weich und audiophil klingen. Durch simple Umpolung der einzelnen Chassis kann der Musikgenuss deutlich gesteigert werden. Frequenzgangprobleme lassen sich mit einem Equalizer korrigieren, den man entweder zusätzlich verbaut oder ein Radio nutzt, wo dieser bereits integriert ist. Das menschliche Gehör tut sich allerdings schwer, die einzeilnen Frequenzbereiche fein zu differenzieren. Außerdem ermüdet man schnell beim Justieren der Anlage und kann die klanglichen Veränderungen nach einer Weile nur sehr schwer einschätzen. Ohne Hilfsmittel ist es kaum möglich, das komplette Spektrum der Hifi-Anlage auszunutzen und ihr alle klanglichen Qualitäten zu entlocken.
Das wird benötigt
Um den Klangcharakter der eigenen Anlage objektiv ermitteln und die Ergebnisse schwarz auf weiß auswerten zu können ist als erstes ein Computer mit einer Soundkarte Pflicht. Außerdem benötigt man eine Software, mit der man die Messung vornehmen kann. Der amerikanische Softwarehersteller Liberty Instruments stellt auf seiner Homepage das geniale Programm "Praxis" zum kostenlosen Download bereit. Hierbei handelt es sich um eine leicht abgespeckte Version, die aber alle nötigen Funktionen für unser Vorhaben bietet und somit bestens für unsere Zwecke geeignet ist. Als nächstes braucht man ein gutes Mikrofon. Da die Vorverstärker der meisten Soundkarten nicht allzu viel leisten und dadurch die Ergebnisse ungenau ausfallen können, ist es ratsam einen externen Vorverstärker für das Mikrofon zu benutzen.
Test-CD mit Rosa Rauschen
Die Zeitschrift autohifi bietet einen hochwertigen und trotzdem preisgünstigen Mikrofon-Bausatz an, der genau für diesen Zweck entwickelt wurde und bereits einen Vorverstärker beinhaltet (ehemaliger Preis 49 Euro). Außerdem kann man hier ebenfalls eine Hifi-Check-CD erwerben, die insgesamt 65 digitale Test-Tracks enthält. Einige Tracks sind für die Messung bestimmt, mit den anderen kann man seine Anlage auch ohne Messgeräte optimieren. Wer einen Computer besitzt, bekommt so alles Nötige für eine professionelle Messung für ca. 60 Euro. Nach der Mühe wird mit Sicherheit jeder Musikfan feststellen, daß sich diese Investition und der Arbeitsaufwand vollkommen gelohnt haben.
Einstellungen "Praxis"
Die Installation von "Praxis" ist sehr simple und dauert wenige Sekunden. Beim erstmaligen Starten des Programms, öffnet sich ein Fenster mit Soundkarteneinstellungen, die man bestätigen muß. Nachdem man dies hinter sich gebracht hat, erscheinen vier Fenster. Das erste im Vordergrund mit der Bezeichnung "Script Launcher" ist ein Begrüßungsfenster und kann sofort wieder geschlossen werden, es bleiben letztendlich drei Hauptfenster übrig:
  • Primary Plot - hier wird die Messkurve wiedergegeben
  • Main Form - hier werden wichtige Grundeinstellungen vorgenommen
  • Levels - hier werden die Ein- und Ausgangspegel überwacht

Einstellungen Acq
Als erstes müssen einige Einstellungen im "Main Form"- Fenster vorgenommen werden. Hier wird bei "Stimulus" die Option "Pink Noise" gewählt. Das "Pink Noise" (Rosa Rauschen) ist eine Mischung aller Frequenzen in gleicher Lautstärke - die Test-CD wird benötigt, weil sich dort das Rosa Rauschen befindet. Als nächstes stellt man bei "Acquisition" den Menüpunkt "Spectrum RTA 1ch". RTA steht für "Real Time Analysing" und bedeutet, daß die Frequenzkurven-Darstellung in Echtzeit stattfindet. Nun wird der Button mit dem Mikrofonsymbol angeklickt und ein neues Fenster mit dem Namen "Acq" öffnet sich. Unter "FTT Size" kann man die Anzahl der Messwerte und somit ihre Genauigkeit bestimmen. Je kleiner dieser Wert, desto stärker wird der Bass von "Praxis" ausgeblendet. Diesen Wert sollte mindestens 16.384 betragen, wird er erhöht dann dauert die Messung länger, wird dafür aber auch genauer. Unter der Funktion "Averaging" wird die Anzahl der Einzelmessungen festgelegt, aus denen der Durchschnitt errechnet wird. Je höher dieser Wert, desto genauer die Messung mit dem negativen Nebeneffekt daß sich die Messzeit verlängert. Dieser Wert sollte mindestens 80 Messungen betragen. Das Kontrollkästchen "Auto Stop on Limit" sollte aktiviert werden, damit die Messung nach 80 Einzelmessungen beendet wird (außer man wünscht eine Dauermessung durchzuführen). Zuletzt muß noch die Darstellungsgenauigkeit unter "RTA Resolution" festgelegt werden. Ein praxisgerechter Wert ist "6[1/Oct]"-Darstellung. Bei noch höheren Auflösungen, werden Abweichungen dargestellt, die vom menschlichen Gehör gar nicht mehr wahrnehmbar und auch von guten Equalizern nicht mehr auszugleichen sind. Alle diese Einstellungen müssen nur einmal getätigt werden und bleiben auch nach dem Verlassen des Programms gespeichert.

Einstellungen Main Form
Die Messung
Das Mikrofon wird über den Vorverstärker am Line-In-Eingang des Computers angeschlossen. Wer keinen externen Vorverstärker hat und den internen Soundkartenverstärker benutzen möchte, der steckt sein Mikrofon direkt in die Mic-In-Buchse. Am bequemsten funktioniert die Konfiguration mit einem Laptop. Er kann auf dem Beifahrersitz hingestellt werden und ist somit immer in Sicht- und Reichweite. Während des Messvorgangs sollte das Mikrofon gleichmäßig von Ohr zu Ohr bewegt werden, jeweils mit einer kurzen Pause auf Ohrhöhe. Damit wird sichergestellt, daß alle Frequenzen die auch der Fahrer hört erfasst werden. Nun wird auf dem Bildschirm eine Frequenzkurve ausgegeben, die jetzt an die Auto-Hifi-Referenzkurve mit einem Equalizer angeglichen werden muß. Um eine aussagekräftige Graphik zu bekommen, sollten mindestens 10dB besser noch 5dB unter "Format\VScale" ausgewählt werden, weil die Kurve sonst zu flach dargestellt wird und man die Problemstellen nicht genau erkennt.
Hier geht es weiter mit der Abstimmung der Anlage